Navigation überspringen.
Startseite

Quellenhinweis zu: "Sautanz" oder "Schweinerner" - aus dem Chiemgau

In der Form mit Teil A und B im Zweivierteltakt und folgendem Walzer war der Sautanz (Schweinauer, Schweiner, usw.) als Wechseltanz in den 1950er Jahren im südlichen und westlichen Chiemgau üblich (z.B. Rottau, Marquartsteiner Tal, Riedering). Der Forst- und Tanzmeister Georg von Kaufmann (1907-1972) hat diese Form in seinen "Chiemgauer Tänzen" (hg. vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e.V., München 1966, Form B aus Rottau und westlichem Chiemgau) dokumentiert. In diesen "Chiemgauer Tänzen" bringt er auch die Form A (A, A, W1), die schon Marianne von Kaufmann (Ruhpolding 1941/1946) im handschriftlichen Liederbuch "Unsere Liedln" (kommentierter Nachdruck Familie von Kaufmann und VMA 2001, S. 136) aufgeschrieben hatte. Es handelt sich insgesamt um drei eigenständige Tanzteile mit Gehen, Klatschen und Walzertanzen (mit neuem Partner). Als Walzermelodien wurden in der großteils auswendigen, traditionellen Tanzmusikpraxis auch andere 16-taktige Walzermelodien verwendet. Wir haben hier fünf in Notenhandschriften und auch im auswendigen Musizieren bekannte 16-taktige Melodien für Blechbläser als Grundlage unserer Bearbeitung genommen: Walzer 1 stammt aus der Sammlung von Georg von Kaufmann und Sigi Ramstötter, Walzer 2 aus Grassau, Walzer 3 aus Übersee, Walzer 4 aus Riedering, Walzer 5 aus Rottau (Aufz. und Neufassung von Walzer 2-5 ES/VMA).
Der Sautanz, "der Schweinerne" oder wie dieser Wechseltanz regional auch heißen mag, hatte weit verbreitet auf den Musikteil A (Marschieren) den einheitlichen, viermal wiederholten Text: "Heit san ma lusti, weil ma koane Weiba ham!"
In Wildenwart sang man bis in die 1960er Jahre auf die Melodie B (zum Klatschen der Tänzer) den bekannten Text eines geselligen Wirtshausliedes (Aufzeichnung ES/VMA): "Und das nicht nur zur Sommerszeit, nein auch im Winter, wenn es schneit!"
Die beiden geradtaktigen Melodieteile A und B finden sich als Zithermarsch in manchen handschriftlichen Notenbüchern. Als "Baierischer Liedermarsch" sind sie z.B. zu finden für "Clarineto in F" in einer Notenhandschrift des Sebastian Rannetsperger, wohl aus der Zeit vor 1900 (Sammlung von Hans Jürgen Henke am VMA, Litzlkirchen bei Aschau am Inn). ES


Quellenhinweis zu: "O weh! - O weh!" - Kirchweih-Schottisch

In großer Auswahl finden sich Schottisch-Melodien in den Notenhandschriften der alten Tanzmusikanten in Oberbayern schon ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Je nach Region und Zeitepoche, je nach Tanzgelegenheit und Stimmung des Publikums werden diese Melodien schneller oder langsamer gespielt. Im Oberland wurden die Schottischen grundsätzlich langsam angegangen, in der Holledau und im Chiemgau, schneller.
Gern wurden auch Liederweisen in die Schottisch-Melodien eingearbeitet - oder es entstanden spontan Tanztexte auf kennzeichnende Melodien. Das mag bei diesem Schottisch der Fall sein. Er ist zum einen ohne spezifischen Titel nur als "Schottisch" überliefert - aber auch als sogenannter "Kirchweih-Schottisch", auf den auch der im Trio prägende Text "O weh! O weh! Mia tuat da Kopf so weh" gesungen oder gerufen wurde. Auch andere, teils erotische Texte, sind dazu überliefert.


Quellenhinweis zu: "Der Schneewalzer" - von Thomas Koschat (1845-1914), aus Kärnten

Der "Schneewalzer" stammt von dem Kärntner Mundartdichter und Komponisten vieler volkstümlicher mundartlicher Lieder und Chorsätze Thomas Koschat (8.8.1845-19.5.1914). Viele seiner Lieder waren auch in Oberbayern schon vor 1900 beliebt bei Männerchören und kleinen Musikgruppen, die zur Unterhaltung z.B. bei Hochzeiten und in geselligen Runden beitrugen. Koschat hat es verstanden, in volkstümlicher Weise die Alpenromantik der vorangegangenen Generation (Erzherzog Johann von Österreich, Herzog Max in Bayern) weiterzuführen. Mehrere seiner Kompositionen gingen ins auswendige Repertoire der Sänger und Musikanten ein, wurden "Volksgut" und damit verändert und jeweils neu und persönlich interpretiert. Der "Schneewalzer" ist eine der populärsten Tanzmusikweisen auch in Oberbayern geworden, der in Abweichung von der Originalkomposition in Text und Melodie oft variiert oder in der Themenmelodie in andere Stücke eingebracht wurde.
Die "Rupertiwinkler Musikanten" Franz Schwab (Zither, 1927-2010), Peter Koller (Akkordeon, 1927-2007) und Lois Seidl (Gitarre, 1929-1965) haben in den frühen 1960er Jahren eine eigene Instrumentalfassung des "Schneewalzers" gespielt und eine bekannte Tanzliedmelodie ("Da schau her ...") als 3. Teil angehängt. Peter Denzler hat diese Spielform als Grundlage für seine Blasmusikbearbeitung genommen.
Das Kärntner Volksliedwerk hat 2011 dem VMA eine Kopie der Urfassung (1887) der erst später als "Schneewalzer" benannten Komposition von Koschat übermittelt (vgl. Koschat-Album, 4. Band, für Pianoforte, S. 42 ff). Melodie und Text sind als "Jägerständchen" der "gemüthlich" vorzutragende "Walzer Nr. 1" einer "Walzer-Idylle" mit dem Titel "Ein Sonntag auf der Alm" (für Männerchor und Orchester). Dieses Opus 71 beginnt Koschat mit einer "Morgenandacht", der Jagdfanfaren und das "Jägerständchen" folgen; danach kommen eine "Liebesgeschichte" von Sennerin und Jäger, Schnaderhüpfln, Zitherspieler und der "Abschied von der Alm". Der Text des "Jägerständchens" lautet bei Koschat:
(Melodie A) "Wann's kan Schnee mehr aber schneibt, und der Kerschbam Blätter treibt; wann die Bienen umer sumt, und die Schwalben wieder kumt; wann das Täuble g'schamig kirt, und der Tauber Herzweh g'spürt; gelt das is die schöne Zeit, die a uns Zwa gar so g'freut. (Melodie B) Diandle hörst denn du dein Buam sei Standerl nit? Mach' doch's Fensterl auf, mach' doch's Fensterl auf. Schau, i bring dir heunt an schönen Buschen mit, und a Busserl, und a Busserl, und a herzig's Busserl drauf. (Melodie A) Sigst, sogar der Stiglitz durt singt mit mir in anerfurt; selbst das Omaschle bein Bach pfeift mir schon mei Liadle nach; lei nur du, du bleibst ganz kalt, wia der Kieselstan in Wald. Diandle, sei nit gar so thär, sunsten sigst mi niamermehr." ES


Quellenhinweis zu: Nußdorfer Marsch - von Johann Schrammel, Wien um 1890

Der populäre Wiener Musiker Johann Schrammel (1850-1893) prägte eine bis heute auch in Oberbayern lebendige Stilrichtung in der musikalischen Volkskultur: Die "Schrammelmusik" als Unterhaltungsmusik, ursprünglich geprägt vom Geigenspiel. Der "Nußdorfer Marsch" ist eines der am weitesten bei den oberbayerischen Musikanten der letzten 100 Jahre verbreiteten Stücke. Er ist nicht nur in Schrammelbesetzung sondern auch z.B. von der Kreuther Klarinettenmusik des Winkler Sepp zu hören. Der Musikant und Geigenlehrer Josef Kaschak aus Grassau hat diesen Marsch Anfang der 1980er Jahre in die heutige pädagogische Volksmusikpflege eingebracht (vgl. "Dokumente regionaler Musikkultur in Oberbayern", Spielheft 10, "Geigenmusik" - 21 zweistimmige Tanzmelodien aus Oberbayern, VMA 1997). Hubert Meixner und der Arbeitskreis "Dörfliche Blasmusik" haben diesen Marsch - aufgrund der Anfrage mehrere Blasmusikanten - für diese Reihe hergerichtet.
Die Brüder Johann (1850-1893) und Josef (1852-1895) Schrammel, Berufsmusiker und Komponisten in Wien, haben nach Engagements und Aktivitäten in verschiedenen Militär-, Salon- und Unterhaltungsmusikbesetzungen in den 1880er Jahren die nach ihnen benannte "Schrammel-Musik" entwickelt. Schon ihr Vater Kaspar Schrammel (geboren 1811 in Litschau/Waldviertel - 1893) war Weber,Nebenerwerbsmusikant und Komponist. Er war wohl ab 1846 in Wiener Kabarettlokalen als Wirtshausmusikant unterwegs - ehe er 1853 in zweiter Ehe die Volkssängerin Aloisia Ernst heiratete. Sein Sohn Konrad Schrammel (1833-1905) aus erster Ehe zog als Drehorgelspieler durch die Lande.
1878 bildeten Johann (2. Geige) und Josef Schrammel (Primgeige) mit dem Gitarristen Draskovitz das "Nußdorfer Terzett". Schon 1879 wurde dieser durch den Kontragitarristen Anton Strohmayer (1848-1937) ersetzt. 1884 kam der Klarinettist Georg Dänzer (1848-1893) zum nunmehrigen "Schrammel-Quartett", das auf der Grundlage überlieferter Wiener und Österreichischer Volksmusik neue Klänge produzierte. Nach großen Erfolgen in Wien, Österreich und Deutschland zog sich Dänzer 1891 zurück. Anton Ernst ersetzte mit seiner chromatischen Harmonika nunmehr die Klarinette, 1892 verließ Strohmayer das Quartett und 1893 verstarb Johann Schrammel verarmt in Wien. In knapp 10 Jahren wechselnder Erfolge war eine neue Musikform auf der Basis der überlieferten regionalen Volksmusik geboren worden. (VGl. MGG 2006, Bd. 15.)


Quellenhinweis zu: "Die Schlitt'nreiter" - Landlerpartie

Betrachtet man die handschriftlichen Tanzmelodienbücher seit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, so bilden die Tanzweisen im 3/4-Takt die Mehrzahl der aufgezeichneten Melodien. Sie sind in langen Reihen oder sogenannten "Parthien" oder "Touren" in gleicher Tonart hintereinander aufgeführt. Der Name "Landler" ("Ländler") wird hier für die 8- und 16-taktigen Melodien gebraucht. Dabei treten durchaus regionale Unterschiede sowohl in der Benennung als auch im Tempo und in der Melodieführung auf. Harmonische Eigenarten bleiben auf die einzelnen Schreiber und Musikanten beschränkt. Für die 16-taktigen Melodien werden auch die Begriffe "Walzer" und "Halbwalzer" gebraucht.
Die 16-taktigen "Landler", "Halbwalzer" oder "Walzer" werden in längeren Touren - meist in gleicher Tonart - musiziert, wobei in der Regel ein 8-taktiges Zwischenspiel ("2. Teil", "Aushalter") an die 16-taktige Melodie anschließt und diese vom nächsten Landler trennt. Gebräuchlich waren und sind Registerwechsel beim Spiel der "Landlerpartien" zum einen in der Abfolge der Landler, aber auch zwischen Landler und "2. Teil". Die "Landlerpartien" sind eine heute noch gebräuchliche Musizierart in der Blasmusik, bei der auch das auswendige Spiel, das Solospiel und die Improvisation auftreten.
Wolfgang Forstner hat für seine junge Söchtenauer Blaskapelle diese Landlerpartie mit vornehmlich bekannten Weisen zusammengestellt, die in der Melodieführung durch die verschiedenen Register wechselt. Wir haben dieser Landlerpartie den Namen "Die Schlitt'nreiter" gegeben, weil der 4. Landler (von Tenorhorn und Bariton gespielt) auch als Liedmelodie bekannt geworden ist. Wastl Fanderl (1915-1991) hat schon in den 1940er Jahren das Lied vom "Schlitt'nreitn" in die oberbayerische Volksliedpflege eingeführt, das er auf den Salzburger Otto Dengg (Abtenau 1912) zurückführt:
Heut gehn ma auf d'Höh aufi Schlitt'nreitn, ja Schlitt'nreitn, ja Schlitt'nreitn. / Da saus ma sche abi üba d'Schindaleit'n, ja d'Schinderleit'n, holladio.
Schon im 19. Jahrhundert hat die Volksliedpflege gerne bei der Gestaltung neuer Lieder auf überlieferte Landlermelodien zurückgegriffen. Seit den 1970er Jahren ist das Lied auch über Liederblätter in den oberbayerischen Schulen bekanntgeworden.


Quellenhinweis zu: Maibaum-Polka - von Pepi Prochazka

Diese schnelle Polka hat der Kohlenhändler, Erzmusikant und Klarinettist Pepi Prochazka (geb. 1927) wohl schon Mitte der 1960er Jahre für die "Fischbachauer Tanzlmusi" (vgl. "Fischbachauer Tanzlmusi" - Eine Dokumentation mit 19 Stücken und einem Rückblick auf die Tanzmusiktradition im Leitzachtal, VMA 1992, S. 40) gemacht. Pepi Prochazka instrumentierte seine "Maibaum-Polka" mit der Jahresangabe "1967" für die große Fischbachauer Blaskapelle. Peter Denzler hat zusammen mit dem Komponisten die Veröffentlichung der Bearbeitung für unsere Reihe "Dörfliche Blasmusik" vorbereitet.
Mit 2 Klarinetten (Hansl Holzer und Pepi Prochazka), Posaune (Alexander Estner), Akkordeon (Klaus Frauenrieder), Gitarre (Wastl Mayr) und Tuba (Sepp Bucher) spielten die sechs Männer zur Freude der volkstanzbegeisterten Tänzerinnen und Tänzer im Oberland und weit darüber hinaus auf.
Die "Fischbachauer Tanzlmusi", die "Fischbecker", hatten sich ihren Stil selbst erarbeitet: Die 2 Klarinetten tragen die Melodie, die Posaune spielt eine an die Melodie angelehnte, oft eigenwillige eigene oder gegenläufige 3. Stimme (in immer neuen Varianten), die chromatische Ziehharmonika löst die Melodiestimmen ab oder übernimmt teils mit der Posaune eigene Melodieführungen, die Gitarre begleitet standhaft und unter allen liegt ein hervorragend akzentuierter Bass. Grundlage ist das gekonnte Zusammenspiel, das in einer steten Veränderung und einer weitgehenden Improvisation der Stücke gipfelt. Diese stete Veränderung der Stücke macht eine gültige Notation des Repertoires unmöglich. Eine Notenaufzeichnung ist also nur als Momentaufnahme zu verstehen. Für viele junge Musikanten hatten die "Fischbachauer" mit ihrer Spielweise Vorbildcharakter. ES


Quellenhinweis zu: Klarinettenhalbwalzer in Es - aus den Handschriften von Steinhauser

Das halbauswendige-halbschriftliche Musizieren hat in Oberbayern bis heute eine lange Tradition. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück reichen die zweistimmig aufnotierten Tanzmelodienhandschriften der alten Musikanten - und es entstehen bis heute weitere handschriftliche Notenbücher für 2 Melodieinstrumente (z.B. 2 Klarinetten oder 2 Trompeten). Während die beiden Melodiestimmen nach Vorlage gespielt wurden und dadurch auch für kompliziertere Wendungen Platz war, wurde die Begleitung und der Bass auswendig dazu musiziert - von gut eingespielten kleinen Kapellen auch sehr melodiebezogen und mit eigenen Wendungen. Am VMA sind zahlreiche dieser Notenhandschriften gesammelt und geben Zeugnis einer reichen Melodiekultur.
Die Tanzmelodienhandschrift von "Jos. Steinhauser" (1908) z.B. beinhaltet auf fast 200 Seiten in sauberer Schrift Halbwalzer (lange Reihen von 16-taktigen Melodien im Dreivierteltakt in gleicher Tonart, 109 in klingend Es, 201 in As, 30 in B, 24 in F), Schottisch (26), Mazurka (4), (langsamer) Polka (4), Deutsche Dreher (6), Rheinländer (2) und Galopp (2) für "Clarinetto in Es" und "Clarinetto in B" notiert.
Die Reihung von 16-taktigen Melodien in gleicher Tonart mit jeweils einem 8-taktigen Zwischenspiel ist in Oberbayern für Landler, Walzer und Halbwalzer mindestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisbar und heute noch gebräuchlich. In stetem Wechsel entstehen beim Musizieren neu zusammengefügte Tanzweisen. Die Zwischenspiele brachten mit ihrem Registerwechsel Farbe in die "Parthie". In der vorliegenden Runde "Klarinettenhalbwalzer in Es" stammen die vier 16-taktigen Halbwalzer (Mel. 1, 2, 3, 4) als jeweils 1. Teil einer zweiteiligen Walzernummer aus der mit klingend "Es-Dur" bezeichneten ersten Reihe von Steinhauser: (1) Nr. 10; (2) Nr. 8; (3) Nr. 31 und (4) Nr. 29. Die 2. Teile einer Walzernummer, die Zwischenspiele, sind überlieferte 8-taktige Melodien für Blech (Zw 1 und 4: nach Handschrift Krammel, Geisenfeld; Zw 2 und 3: nach Handschrift Schranner, Nandlstadt um 1930). Die "Klarinettenhalbwalzer in B" (dB 37, auf dieser CD Nr. 5) stammen ebenfalls aus dieser Handschrift von Steinhauser. ES


Quellenhinweis zu: Auf der Geislalm - Marsch von Wolfgang Forstner

Der Realschulrektor Wolfgang Forstner (geb. 1956) aus Söchtenau hat schon sehr früh im Finsterwalder-Gymnasium Rosenheim Kontakt zur Volksmusikpflege bekommen - sein Musiklehrer Hans Wagner holte ihn als Klarinettist auch in die "Rosenheimer Tanzlmusi", bei der er nunmehr 35 Jahre spielt. Im VMA ist Wolfgang Forstner als freier Mitarbeiter in verschiedenen Projekten tätig, u.a. auch im Arbeitskreis "Dörfliche Blasmusik". Seine Erfahrungen mit der Wiederaufführung alter Notenhandschriften aus 200 Jahren regionaler Musikkultur in Oberbayern hat er in die Neubearbeitung überlieferter Melodien für Walzer, Schottisch, Polka, Rheinländer usw. einfließen lassen - zugleich halfen ihm bei der Erstellung von Blasmusiksätzen seine Erkenntnisse, die er u.a. bei der Militärmusik (1978/1979) und ab 1988 beim Aufbau der jungen Söchtenauer Blasmusik gewonnen hatte. Dabei entstanden nicht nur Bearbeitungen überlieferter Weisen, sondern auch Neukompositionen auf der Grundlage unserer Musiktradition, wie z.B. der Marsch "Auf der Geislalm", über den Wolfgang Forstner schreibt:
"Beim Marsch "Auf der Geislalm" kam der Anstoss vom Wirt der Geislalm. In meiner Funktion als Skilagerleiter war ich auch immer wieder mit meinen Schülergruppen auf der Geislalm untergebracht. Zur Einweihung einer großen Holzterasse, die an die Geislalm im Oberpinzgau angebaut wurde, träumte der Wirt, der "Geisler Sepp", immer von einem Marsch. Nach Schilderungen des Geisler Sepp versuchte ich, die Mächtigkeit des gegenüberliegenden Großvenedigers im Eingangsmotiv einzufangen - im 1. Teil die Fröhlichkeit und Leichtigkeit, die auf der Geislalm oft anzutreffen war, im 2.Teil, die oft rauhen Winde vom oberhalb gelegenen Wildkogel - und im Trio den weiten Blick über das Hochplateau zwischen Frühmesser und Rettenstein. Dieses Triomotiv wird unterbrochen durch ein übernommenes Marschlied "Schee langsam voran…". Im Herbst 1998 weihten wir mit der Söchtenauer Blasmusi die neue Terrasse mit dem Marsch "Auf der Geislalm" ein. Seither gibt es im Oberpinzgau auf der Geisl-Hochalm, die Söchtenauer Terrasse." WF 2011


Quellenhinweis zu: "Da schene Tanza" - Landlerpartie

Die 16-taktigen "Landler", "Ländler", "Halbwalzer" oder "Walzer" werden in Oberbayern in längeren Touren - meist in gleicher Tonart - musiziert, wobei in der Regel ein 8-taktiges Zwischenspiel ("2. Teil", "Aushalter", "Übergang") an die 16-taktige Melodie anschließt. Beide Teile (Landler und Zwischenspiel) bilden eine Einheit. Gebräuchlich waren und sind Registerwechsel beim Spiel der "Landlerpartien" zum einen in der Abfolge der Landler, aber auch zwischen Landler und "2. Teil". Die "Landlerpartien" sind eine heute noch gebräuchliche Musizierart, bei der auch das auswendige Spiel, das Solospiel und die Improvisation auftreten: Lebendiges, immer neu gestaltetes Musizieren.
Peter Denzler hat vier 16-taktige Landler aus den Beständen des VMA ausgewählt (teils aus Handschriften, teils aus mündlicher Überlieferung aus dem Oberland, dem Inntal und Chiemgau) und mit Eingang, Zwischenspielen und einer "singerischen" Schlusspartie zu einer Landlerfolge mit Abwechslung im Holz- und Blechregister zusammengestellt. Die Landler 1-3 werden durch die jeweils folgenden 8-taktigen Zwischenspiele (Zw 1 - Zw 3), die von einem anderen Register geführt werden, in überlieferter Weise zu vollständigen zweigliedrigen Walzernummern ergänzt. Der Landler Nr. 4 ist in sich in zwei 8-taktige Teile gegliedert. Wie in vielen, immer wieder neu zusammengesetzten "Landlerpartien" üblich, folgt zum Schluss (5) eine Liedweise im Dreivierteltakt. Hier ist es ein von Kathi Greinsberger aus Fischbachau nach überlieferten Motiven neugeschaffenes Tanzlied (Vierzeiler mit Jodler):
1. Ja, weil du so schö tanzn konnst, so drahn ma halt no oan, / ho-la ro-i-ri-di-ri-di-jo ho-la-ro-i-ri-di-o, / so lusti frisch, wia 's Tanzei is, ja sonst glei liaba koan. / Ho-la-ro-i-ri-di-ri-di-jo, ho-la-ro.
2. Aba naa, mein Tanza herleicha, dös konn i heit net toa, / hola-ro ... / Hast woltern weni Holz bei da Wand, sonst schaugatst dir um oan. / Hola-ro ...
3. Da Tanzbodn, der is luckat, da Tanza, der is z'kloan, / hola-ro ... / Und wann a ma no durchschlupfat, was taat i denn alloa. / Hola-ro-i-ri-di-ri-di-jo, hola-ro.
Seit der ersten Studioaufnahme der Fischbachauer Sängerinnen im Bayerischen Rundfunk am 12. Mai 1954 hat diese wohl bekannteste Liedschöpfung von Kathi Greinsberger im natürlichen Volksgesang in Oberbayern einen festen Platz auf dem Tanzboden und in geselliger Runde gefunden. Es ist Volkslied geworden. Je nach Wunsch kann eine oder mehrere Strophen gesungen werden. ES


Quellenhinweis zu: Girgl-Walzer - von Sigi Ramstötter

Seit den 1950er Jahren arbeitete Sigi Ramstötter eng mit Georg von Kaufmann (1907-1972) zusammen. Der "Kaufmann Schorsch" verbreitete die Chiemgauer Volkstänze nach dem 2. Weltkrieg auf Singwochen, Volkstanztreffen und privaten Tanzkursen. Ab 1960 war eine große Breitenwirkung mit öffentlichen Volkstanzkursen und Volkstanzfesten in Oberbayern unter Leitung von Georg von Kaufmann spürbar. Sigi Ramstötter führte seit ca. 1970 Georg von Kaufmanns Arbeit als Tanzmeister eigenständig weiter. Für die öffentlichen Volkstanzfeste hat der Harmonikaspieler Sigi Ramstötter eine kleine Tanzmusik aufgebaut. Seit Mitte der 1950er Jahre gibt es die "Teisendorfer Tanzlmusi" (2 Klarinetten oder Trompete/Klarinette, Posaune, Akkordeon, Zupfbass), die mit eigenem Musizierstil und Repertoire als Vorbild für viele nachfolgende oberbayerische Volkstanzkapellen wirkte. Sigi Ramstötter stellte allen Interessierten bereitwillig seine Noten und "selbergmachten" Stücke zur Verfügung.
Im "Girgl-Walzer" hat Sigi Ramstötter überlieferte Walzermelodien und eigene Einfälle zusammengefasst und ca. 1964 seinem Vater und seinem Bruder (Georg Ramstötter) gewidmet. In unserer Dokumentation "Teisendorfer Tanzlmusi" (Die erste "Tanzlmusi" in Oberbayern - Ein kleines Notenbuch mit Worten, Bildern, Dokumenten und Erinnerungen, VMA 1999, S. 44 ff) zitieren wir Sigi Ramstötter dazu:
"Mein Vater hatte den Vornamen Georg. Nachdem er in Au (kleines Gehöft in Neukirchen) daheim war, nannte man ihn den 'Auerirgl'. Mein Bruder, der ja über 30 Jahre bei der Tanzlmusi spielt, wurde in der Jugend auch Irgl genannt. Erst als er vom Weltkrieg zurückkam, brachte er den Namen Schorsch mit heim. In Dankbarkeit für das langjährige treue Mitspielen, habe ich ihm den Walzer gewidmet."
Der "Girgl-Walzer" wurde schon beim Studiotermin der "Teisendorfer Tanzlmusi" am 17. Februar 1964 für das Schallarchiv des Bayerischen Rundfunks aufgenommen und in den folgenden Jahren oft gesendet. Hubert Meixner hat die Tanzlmusikfassung für Blasmusik bearbeitet.ES