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Text zu: "Schö is mit'm Umgang gehn" - Münchner Fronleichnamsprozession

Das Lied beschreibt – humoristisch verbrämt – die große Münchner Fronleichnamsprozession, die alljährlich am Donnerstag nach Trinitatis unter großer Beteiligung des Klerus, der Spitzenvertreter aus Politik, Gesellschaft und Bildung und der ganzen Bevölkerung durch München zieht. Besonders in Gegenreformation und Barock erhielt die Prozession eine besondere Wirkung durch lebende Bilder, dargestellt von den Zünften und Bruderschaften. Im 19. Jh. begleitete ein Zug des Leibregiments den Himmel, das Militär stand Spalier, die Artillerie feuerte vom Oberwiesenfeld zur Wandlung und der König oder Prinzregent folgte dem Allerheiligsten, das vom Erzbischof getragen wurde. (WK)


Text zu: "Das menschliche Leben" - Bruderkrieg 1866

Das Lied spielt auf den Krieg zwischen Preußen und Österreich an, in dem Preußen unter König Wilhelm I. (*1797 Berlin, 1861 Kg. v. Preußen, 1871 dt. Kaiser, +1888 Berlin) und Bismarck (*1815 Schönhausen; 1862 preuß. Ministerpräsident, 1871-1890 Reichskanzler, + 1898 Friedrichsruh) die Vorherrschaft im Deutschen Bund zu erreichen suchte. Auch Bayern war auf österreichischer Seite in den Konflikt verwickelt und verlor mehrere Gefechte bei Bad Kissingen und Würzburg. Die Niederlage Österreichs bei Königgrätz besiegelte die sogenannt "Kleindeutsche Lösung", die zu einem deutschen Reich unter Ausschluss der K. u. K. Donaumonarchie führte. (WK)


Text zu: "Seit den vielen Eisenbahnen" - Bahnbau Rosenheim-Salzburg 1860

1835 wurde die 1. deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet. Bereits 1840 wurde dann die Strecke München – Augsburg in Betrieb genommen, von wo aus sich das Eisenbahnnetz über Bayern ausdehnte. Schon 1853 war die Strecke der Ludwigs-Nord-Süd-Bahn zwischen Hof und Lindau durchgängig befahrbar. Mit der Bahnlinie zwischen Rosenheim und Salzburg (Eröffnung 15.8.1860) wurde der Anschluss an das österreichische Bahnnetz geschaffen (Verbindung München-Rosenheim bereits 1857). Ein großes Problem stellte das Heer von Arbeitern dar, das den Eisenbahnlinien folgte. Je nach der finanziellen Situation der Eisenbahngesellschaft wurden die Arbeiter beschäftigt - oder sie waren arbeitslos und mußten von den Fürsorgeeinrichtungen notdürftig versorgt werden. Die Eisenbahnverbindungen veränderten die Reisegewohnheiten der Menschen grundlegend (Verschwinden der Postkutsche). (WK)


Text zu: "Ueberall hinausgetrieben" - Lola's Abschied

Im Jahr 1846 hatte sich der alternde König Ludwig I. von Bayern (*1786 Straßburg, König 1825-48, +1868 Nizza) in die 25jährige Tänzerin Lola Montez verliebt und ihr – unter Missachtung der Verfassung – Staatsbürgerschaft und Erhebung in den Grafenstand verliehen. Lola Montez, die vorgab Spanierin zu sein, hieß mit bürgerlichem Namen Elizabeth Gilbert und war die Tochter eines britischen Offiziers und einer Kreolin. Durch das unziemliche Verhältnis und das Auftreten von Lola wurde die Münchner Bürgerschaft so erbost, dass es zu Ausschreitungen kam, in deren Folge der König am 20.3.1848 abdankte. Lola Montez wurde ausgewiesen und starb 1861 in New York. (WK)


Text zu: "Kaiser Karl der Große grub einmal" - Der Donau-Main-Kanal

Einer der alten Träume in Europa war die durchgehende Wasserstraße von der Nordsee zum Mittelmeer. Karl der Große unternahm als erster den Versuch, die Lücke zwischen Altmühl und Rednitz beim Ort Graben nahe Weißenburg/Bayern zu schließen, was jedoch misslang. Rund 1000 Jahre später, am 4. Juli 1836 unternahm König Ludwig I. von Bayern (1786-1868) einen neuen Versuch, Altmühl und Regnitz zu verbinden. Von Anfang an gab es Probleme mit Wasserhaltung und Kosten. Als der in der Bevölkerung nicht unumstrittene Kanal schließlich um 17,4 Mio. Gulden fertiggestellt war, hatte ihn die mittlerweile eingeführte Eisenbahn schon wieder nutzlos gemacht. (WK)


Text zu: "Rausche, du Festpäan" - Loblied auf Prinzessin Elisabeth Ludovika

Diese Lobeshymne auf die Eheschließung der bayerischen Prinzessin Elisabeth Ludovika (*1801 München; + 1873 Dresden), einer Tochter König Max I. Joseph (*1756 Mannheim, Kf. 1799, bayer. Kg. 1806, + 1825 München), mit dem nachmaligen König Friedrich Wilhelm IV von Preußen (*1795 Berlin, +1861 Potsdam) im Jahr 1823 stammt aus der Feder des Studenten Litzelkirchner an der Universität Landshut. Er erhoffte sich mit diesem überschwenglichen Festgesang – dies ist die Bedeutung des Wortes Päan – eine wohlwollende Empfehlung für eine spätere Anstellung in Staatsdiensten. (WK)


Text zu: "Jetzt wern ma oans singa" - Der Wirtssepperl z'Garching

Eine Zeitungsumfrage brachte das Ergebnis, daß die Geschichte vom "Wirtssepperl z'Garching" in den 1930er Jahren im Osten Oberbayerns in mehreren Fassungen gesungen wurde - teilweise auch in der Ich-Form. Vermutlich 1848 (Mattenham/Ndb.) und 1853 (Aufkirchen/Obb.) gibt es die ersten Erwähnungen des Wirtssepperl in Liedertexthandschriften - 9 und 4 Jahre vor seinem Tod. Um 1890 zeichnen Hartmann und Abele in München-Haidhausen Text und Melodie auf. 1913 wird wohl erstmals eine Liedform gedruckt (Zeitschrift "Deutsche Gaue"). Nach dem 1. Weltkrieg begann die romanhafte Verarbeitung des Stoffes (z.B. durch Josef Dirscherl u.a.) in vielerlei Form.
Joseph Wasserburger (15.11.1788-1.7.1857) - der "Wirtssepperl z'Garching" - war der älteste Sohn der Wirtsleute Franz-Joseph und Constantia Wasserburger in Garching an der Alz. Er erlernte das Metzgerhandwerk und - anstatt das elterliche Anwesen zu übernehmen - packte ihn die Reiselust. Zudem war er ein besessener "Zithernschlager". Viele Geschichten wurden von ihm erzählt, immer auch ging es um seine Freiheitsliebe in schwieriger Zeit, seine Musikalität, Kraft und Lebensfreude.
In Zeiten, in denen die Menschen von Krieg und Militärdienst bedrängt waren, sind immer wieder Lieder entstanden und/oder haben sich verbreitet, die von einzelnen jungen Männern berichten, die sich dem Militär- und Kriegsdienst entzogen haben. Daß Joseph Wasserburger ein Deserteur war, ist nicht belegt und aufgrund der Forschungen von Fritz Demmel (Geschichte und Geschichten aus der Gemeinde Garching an der Alz. 1999. S. 464 ff), der detailliert die vorhandenen Quellen zusammengetragen und ausgewertet hat, sehr unwahrscheinlich. Vielmehr kann er nachweisen, daß ein Joseph Wasserburger im Jahr 1813 aus der Militärpflicht rechtmäßig entlassen wurde.
Trotzdem ist die Deserteur-Geschichte im Lied lebensnah beschrieben - so wie sie vielen hundert jungen Menschen zur Lebenszeit des Wirtssepperl passiert ist, denen keine weibliche Einflußnahme die Strafe erspart/vermindert hat. Wohl hat das Wirtssepperl-Lied zumindest gängige Fragmente von Deserteur-Liedern des frühen 19. Jahrhunderts übernommen. Hier gewinnt die Hoffnung der Menschen im Lied ihren Ausdruck, die Sehnsucht nach Freiheit, Selbstbestimmung und friedlichem Leben - dafür scheint auch die Zither des Wirtssepperl Ausdruck zu sein.


Text zu: "Nun merkt auf, ihr Herren" - ein Lied über Napoleon

Napoleon Bonaparte ist 1769 in Ajaccio auf Korsika geboren, wird 1799 Konsul, 1804 französischer Kaiser und stirbt 1821 in der Verbannung auf der Insel St. Helena.
Von Anfang an wurde Bayern unter dem Kurfürsten Max IV. Joseph (*1756 Mannheim, Kurfürst 1799, bayer. König 1806, + 1825 München) in die Kriegshandlungen zwischen dem deutschen Reich und Frankreich hineingezogen. Zunächst gezwungenermaßen auf österreichischer Seite, wird Bayern mit den Österreichern in der Schlacht bei Hohenlinden besiegt. In der Folge schlägt sich Bayern auf die französische Seite, erfährt dabei nach dem Reichsdeputationshauptschluß 1803 im Jahr 1806 die Standeserhöhung zum Königreich und wird von der österreichischen Besatzung befreit.
Allerdings drückt das französische Joch genauso schwer, als 30.000 Bayern mit Napoleons Grande Armée im russischen Winter zugrunde gehen. Gerade noch rechtzeitig vor der Völkerschlacht bei Leipzig wechselt Bayern im Vertrag von Ried 1813 die Fronten, um im Wiener Kongress bei den Siegermächten zu sein. (WK)


Text zu: "Bin i der Boarisch Hiasl" - ein Bayrisch-Hiasl-Lied

Drückende Steuerlast und Repressionen im Zeitalter des Absolutismus führten zum Widerstand in der Bevölkerung. Einer derjenigen, die sich offen gegen die Willkür der Herrscher und Behörden auflehnten, war der Bayerische Hiesel, mit bürgerlichem Namen Matthäus Klostermayr. "Bayerischer Hiesel" hieß er deswegen, weil er, vom bayerischen Lechrain kommend, sein Unwesen oft in den schwäbischen Herrschaften trieb.
Er wurde 1736 in Kissing bei Augsburg geboren und arbeitete als Bauernknecht. In dieser Zeit begann er zu wildern und gründete seine erste Wildererbande. 1765 musste er wegen Wilddiebstahls eine Zuchthausstrafe abbüssen.
Bis dahin waren seine Vergehen noch gewaltfrei. Nach seiner Entlassung schaffte er die Rückkehr zu einem bürgerlichen Leben nicht. Er begann mit seinen früheren Kumpanen nun zu rauben und zu morden. 1771 wurde er in Osterzell bei Mindelheim festgenommen und in Dillingen hingerichtet.
Die Bevölkerung trauerte ihm nach, weil er als eine Art "Robin Hood" empfunden wurde, der den Reichen nimmt, um es den Armen zu geben. Auch gebot er dem Wildschaden Einhalt, der die Bauern um ihre Ernteerträge brachte. Dieser Beliebtheit ist es zu verdanken, dass schon kurz nach seinem Tod Hiesel-Lieder in der Literatur nachweisbar sind. In vielen dieser Lieder, die bis heute gesungen werden, identifizieren sich die Sänger in der "Ich-Form" mit der Freiheitsliebe und dem Widerstand gegen die Obrigkeit, die in den Bildern und Wendungen der Liedstrophen deutlich werden.(WK)


Text zu: "Iatzt hat si des Blattl auf oamal gwendt" - Tirolergesang vom Jahr 1809

Dieses Lied nimmt Bezug auf die schwierigen Verhältnisse in Tirol während der bayerischen Besatzung. Im Frieden von Pressburg 1805 zwischen Napoleon (1769-1821) und dem Habsburger Kaiser Franz I. (1768-1835) wurde die gefürstete Grafschaft Tirol dem Königreich Bayern zugeschlagen. Sofort entsandte die neue Herrschaft Kommissäre und Verwaltungsbeamte. Obwohl der bayerische König Max I. Joseph (1756-1825) den Tirolern den Erhalt ihrer Rechte versprach, begann Minister Montgelas (1759-1838) sofort mit "Reformmaßnahmen". Neben hohen (Kopf-) Steuern und Geldentwertung ( Abwertung der Banco-Zettel) entfachte vor allem die Konskription, d.h. die Einberufung der Tiroler Burschen zum Wehrdienst in der Bayerischen Armee den Unmut der Tiroler. Ab März 1809 entfaltete sich auf breiter Front Widerstand. An die Spitze des Aufstands trat Andreas Hofer, der Sandwirt aus dem Passeiertal (1767-1810). In 3 Schlachten besiegte er am Berg Isel die verhassten Besatzer. Als aber die Unterstützung durch Österreich nach dem Frieden von Schönbrunn (12.10.1809) nachließ, brach der Widerstand zusammen. Mit dem Friedensvertrag von Paris (30.5.1814) wurden die Verträge von Pressburg und Schönbrunn annulliert und im Frieden zwischen Bayern und Österreich kam Tirol endgültig an Österreich zurück. (WK)